Problemlösungen aus der Neuropsychologie
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Gut gemeinte Ratschläge
Treten in alltäglichen Situationen oder beim Training mit ihrem Hund Probleme auf, ist es unerlässlich, eine gründliche Situationsanalyse durchzuführen. Nicht selten hört man folgende Kommentare: „Dem musst Du aber beibringen, wer der Chef im Ring ist“. „Ich sag’s ja – einfach ungehorsam“. Oder: „Keine ordentliche Grundausbildung“. Sie sind schnell dahin gesagt und haben allzu häufig fatale Folgen.
Gründe für Missverständnisse
Gründe dafür gibt es viele. Haben Sie sichergestellt, dass eine Verknüpfung mit dem Signal stattgefunden hat? Wurde es im Aufbautraining in vielen unterschiedlichen Situationen gefestigt? Gibt es Fehlverknüpfungen oder negative Verknüpfungen? Haben Sie Ihr eigenes Verhalten, insbesondere Ihre Körpersprache überprüft. Senden Sie unreflektierte Drohgesten an Ihren Hund? Verstärken und verfestigen Sie selbst unter Umständen das unerwünschte Verhalten? Sind Sie geduldig und freundlich mit Ihrem Hund, auch wenn er Fehler macht? Wird Ihre Ausbildungsmethode Ihrem Hund gerecht?
Stress ?
Vielleicht fragen Sie sich, wieso man auf die Idee kommen könnte, dass Ihr geliebter, wohlversorgter Vierbeiner Stress haben könnte. Wenn alle Trainingsansätze und Versuche nicht helfen, sollte man diesen Faktor zumindest als Ausschlusskriterium mit in Betracht ziehen.
Neuropsychologie
In seinem Buch „Die Neuropsychologie des Hundes“ beschreibt James O’Heare, ein renommierter Verhaltensforscher für Hunde, wie Stress im weitesten Sinne auf Psyche und Körper eines Hundes wirkt.
Im ersten Teil seines Buches führt er den Leser in die Neuropsychologie des Hundes ein. Die Ausführungen sind so eingängig und anschaulich, dass auch ein interessierter Laie sie gut verstehen und nachvollziehen kann. O’Heare beginnt mit grundlegenden Erklärungen zum Nervensystem, Neuronen und Gehirn. Danach setzt er sich mit den Folgen auseinander, wenn das limbische System (Emotionen) und die Großhirnrinde (Kognition) aus dem Gleichgewicht sind. Bei Stress können Hunde so unter der Gewalt ihrer Gefühle stehen, dass sie objektiv nicht mehr in der Lage sind, das Gelernte oder Trainierte anzuwenden.
Im Folgenden erklärt der Verfasser, was unter Distress sowie akuten und chronischen Stressreaktionen zu verstehen ist und wie man sie erkennen kann.
Unter anderem werden folgende Stressanzeichen genannt und genau beschrieben: schnelles angestrengtes Hecheln, Konzentrationsmangel, Schweißpfoten, Gähnen, Hyperaktivität, vermehrtes Urinieren und Koten, Erbrechen und Durchfall, Strecken, Schütteln wie nach einem Bad, Verwirrtheit, Selbstverstümmelung, Ekzessive Körperpflege, Zwangshandlungen, Hautprobleme, übermäßiger Durst, Steifheit des Körpers, Zittern, Übersprungshandlungen, soziales Konfliktvermeideverhalten ((O’Heare. a.a.O. S.35-48)
Neuropsychologisches Management (Stressabbau)
Im zweiten Teil des Buches geht es um Problemlösungen auf der Grundlage der biologischen Erkenntnisse des ersten Teils. Dazu bedarf es eines Programms, das zum Ziel hat, das Nervensystem und das endokrine System ins Gleichgewicht zu bringen.
Auch an dieser Stelle zähle ich nur die Aspekte auf. Ruhezeit, Ernährungsumstellung, mentale Stimulation, Bewegung, Stressbewältigungsstrategien im Training, … eventuell Medakamente (nur mit tierärztlicher Betreuung) werden im Buch sehr anschaulich mit Grafiken kombiniert erläutert (O’Heare S. 49-73).